Rif

In den letzten Tagen hatten sich Papa und Hans um die Route gekümmert. Vor uns lagen vier Ortschaften.

Am Abend – 19.07.22 gegen 21:30 Ortszeit – liefen wir in Rif ein. Auf kurze Nachfrage erfuhren wir, dass die Bar am nahegelegenen Hostel noch offen hatte – doch noch eine Möglichkeit, auf den Geburtstag anzustoßen.
Ein gemütlicher Spaziergang war nicht möglich: wir wissen jetzt, dass die Küstenseeschwalbe ein Bodenbrüter ist und ziemlich aggressiv wird, wenn man den Nestern zu nahe kommt.
Das Hostel heißt “The Freezer” und ist nicht nur Hostel, sondern auch Kulturzentrum. Die Aufmachung und Einrichtung ist sympatisch und weckt das Interesse erneut hierher zu kommen, um an einer Veranstaltung teilzunehmen. Eine Ecke des Aufenthaltsraums ist mit Instrumenten ausgestattet und als Bühne deutlich zum Rest des Raumes abgetrennt. In der entgegenliegenden Ecke liegt die Bar. Der Rest ist mit Sitzgelegenheiten ausgestattet und im Veranstaltungsraum nebenan steht eine Tischtennisplatte.











Wir bestellen uns gemeinsam eine Pizza und – da wir kein Bier trinken (wollen) – je einen Weiß- und Rotwein. Wir bekommen beides gebracht – kurz darauf verabschieden sich die Betreiber und lassen uns mit den anderen Gästen alleine. Ein merkwürdiges Gefühl – es ist ganz plötzlich still. Unerwartet!
Wir vertreiben uns mit Phase10 den Abend und gehen dann zurück ans Boot, abseits der Straße, um den Küstenseeschwalben nicht zu nahe zu kommen. Vom Hafen aus haben wir einen herrlichen Blick auf den Gletscher Snæfellsjökull.

Am nächsten Morgen ist die Spitze wieder einmal von Wolken bedeckt.

Weiter geht es nach Reykjavík.
Überlegung und Abwägung: Als wir vor zehn Tagen Land in Sicht (Island) hatten und den letzten Kanister mit Diesel in den Tank füllten, um trotz des einschlafenden Winds möglichst irgendwie voran zu kommen (ich hatte nicht daran geglaubt, dass der Motor noch so lange läuft), war eine Überlegung, uns auf Island mit weiteren Kanistern auszustatten, die wir zur Weiterfahrt nach Grönland an Deck vertauen könnten. Bereits auf der Strecke von Tromsø nach Jan-Mayen hatten wir immer wieder Flauten – und der Gedanke an mehrere Tage mit permanentem Motorengeräusch dämpfte die Laune doch etwas. Dazu nahm ich seit Tagen regelmäßig Medikamente (Schleimlöser und Schmerzmittel) und der Husten wurde nicht besser. Als Papa in Travemünde startete, lag ich ohne Stimme daheim – das zweite Mal in diesem Jahr mit zähem Husten. Grönland mit Eis im Wasser – auf der einen Seite Faszination und Interesse, aber eben auch Angst vor Verschlechterung der Situation. Ein Blick auf die Windvorhersage zeigt “kein Wind” bis “Gegenwind”. Zur Weiterfahrt direkt zu den Hebriden stand der Wind voraussichtlich gut. Zudem war nicht mal sicher, dass wir eisfrei ans Ziel kommen würden.



Ich sprach die Option, Grönland zu überspringen, an. Bevor ich meine Gedanken zu Ende formulieren konnte, lehnte Papa diese Option sofort und vehement ab. Die Tour mache er ja wegen Grönland. Und er sei das letzte Mal hier oben – wenn er das jetzt nicht mache, macht er es nie.
Bei der letzten Tour war Jan-Mayen im Mittelpunkt gestanden. Als wir anfingen, über diese Tour zu sprechen, wurde die Tour zunächst einmal erweitert (um den Prins Christianssund, Südgrönland) – was mir schon aufstieß. Ich wollte doch nicht wieder unter Zeitdruck geraten, weil der Urlaub sich dem Ende näherte. Die Tour zu vergrößern hieß letztendlich doch “mehr Zeit? egal, es wird wieder knapp”. Wie auch 2020 fand sich zudem wieder niemand anderes, der vielleicht einen Teil mitgesegelt wäre.
Die Option Hebriden und mit etwas Zeit noch an der schottischen Küste entlang – was auch wärmeres Klima bedeutete – klang für mich so viel verlockender…
Als Papa dann sagte “… dann könnt ihr von Reykjavík heim fliegen”, er wolle nach Grönland… musste sich das erst einmal setzen. Eigentlich wollte ich Papa nicht alleine lassen – aber umso mehr ich darüber nachdachte, umso “ruhiger” wurde ich mit dieser Variante und umso mehr freute ich mich auf daheim.
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